Nachkriegszeit und Aufschwung
1943. Krieg in Europa. Die Anbauschlacht war in vollem Gang, die Schweizer Landwirtschaft und ihre Produktion äusserst wichtig. Und nun auch noch eine OLMA. Wozu?
Kind des 2. Weltkrieges 1943 – 1950
Der Stadtrat sprach Kredit
Auch der Kanton beteiligt sich
Erfolgsgeheimnis
Teil der Stadtverwaltung
Defizitgarantie
Anbauschlacht als Thema
Mit eidgenössischer Anerkennung
Örtliche Begehrlichkeiten
Eine Marke
Erster OLMA-Umzug
Wirtschaftsaufschwung 1951 – 1970
OLMA wird Genossenschaft
Nur Schweizer Produkte
Gelände erweitert
Zelt- und Holzhallen
Bedeutung für Gewerbe
«Kleines Amerika»
Die Ostschweiz lebt!
Erstmals offizielle Bezeichnung Gastkanton 1969
Eine etwas andere Anreise
Kind des 2. Weltkrieges 1943 – 1950
Der Stadtrat sprach Kredit
Eine Genossenschaft, an der alle interessierten Kreise angemessen beteiligt und eingebunden würden, sei die passende Wirtschafts- und Rechtsform für die Zukunft. Der Stadtrat sprach einen Kredit von 30’000 Franken und versprach, das finanzielle Risiko vorläufig zu übernehmen.
Auch der Kanton beteiligt sich
Der Kanton St.Gallen sicherte einen Beitrag von 25’000 Franken zu, interessierte Organisationen insgesamt 10’000 Franken. Die erste OLMA öffnete 1943 ihre Tore – die Defizitgarantie der Stadt musste erfreulicherweise nicht beansprucht werden, die Rechnung schloss mit einem Reinertrag von 20’000 Franken ab.
Ein Rundgang durch das Messegelände vom Radio SRF zeigt, wie wichtig die technischen Fortschritte bereits damals waren. Der Moderator führt eine moderne Holzsäge vor. Darauf folgt ausgiebiges Treicheln und ein Gespräch mit einem Ziegen- und Schafhirten aus Grabs.
Erfolgsgeheimnis
OLMA. Die Ostschweizerische Land- und Milchwirtschaftliche Ausstellung, sollte nicht belehrend wirken, sondern eine absatzfördernde, volkstümliche Produkteschau darstellen. Dieses damals nur in Grundzügen vorhandene Konzept hat sich bis heute als Erfolgsgeheimnis bewährt. Am 7. Oktober 1943 eröffnete die erste OLMA auf dem Unteren Brühl, westlich der Tonhalle ihre Tore mit insgesamt 120 Messe- und 30 Viehausstellern. Diese belegten eine Hallenfläche von insgesamt 4500m².
Teil der Stadtverwaltung
Von Anfang an mit dabei waren nebst der Stadt St.Gallen die Kantone St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden, Thurgau und das Fürstentum Liechtenstein. Die OLMA war anfänglich als Dienstzweig (Dienststelle) der städtischen Verwaltung aufgebaut, mit dem Stadtbaumeister Erwin Schenker als Olma-Direktor – ein heute etwas seltsam anmutendes Konstrukt, damals vermutlich eine gute Wahl, um der OLMA zu einer nachhaltigen und wiederkehrenden Position unter den Schweizer Messen zu verhelfen.
Defizitgarantie
Als provisorisches Areal standen der OLMA bis auf weiteres der Untere Brühl bis zu den Schulhäusern Talhof und Blumenau, der Grossmannsche Park (heute Stadttheater), der Kantonsschulpark, das Areal der alten Kavalleriekaserne an der Steinachstrasse (vis-à-vis des Tramdepots) sowie der südwestliche Teil des Stadtparks und ein Grundstück an der Sonnenstrasse/Jägerstrasse zur Verfügung. Stadt und Kanton St.Gallen übernahmen weiterhin eine Defizitgarantie in der Höhe von 150’000 Franken. Zur baulichen Entwicklung und zu den verschiedenen Standorten ist hier mehr zu lesen.
Anbauschlacht als Thema
Im Messekatalog von 1943 sind die drei Zelthallen westlich der Tonhalle auf dem Unteren Brühl ersichtlich. Die Publikumserwartungen der ersten OLMA wurden mit 91’500 Besuchern erreicht bzw. überschritten. Bereits fanden Tiervorführungen als Hauptattraktion täglich um 15.00 Uhr statt. Gezeigt wurden Zuchtvieh aus dem Kanton St.Gallen und von 11.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 15.00 Uhr Vorführungen und Demonstrationen von Maschinen und Geräten zum aktuellen Thema «Mehranbau». Tatsächlich war die landwirtschaftliche Produktion, die sogenannte «Anbauschlacht», das Hauptthema der ersten OLMA. Eintrittspreis 1.10 Franken pro Person.
Mit eidgenössischer Anerkennung
Ein wichtiger Schritt zur Festigung der jährlichen Landwirtschaftsmesse in St.Gallen war das am 21. März 1946 dem Bundesrat eingereichte Gesuch um Anerkennung der OLMA als «Messeinstitution von schweizerischer Bedeutung» und damit die Gleichstellung mit der Mustermesse Basel, dem Comptoir Suisse in Lausanne und der Fiera svizzera in Lugano. Bereits zwei Monate später anerkannte der Bundesrat die OLMA im gleichen Rang mit den anderen drei wichtigen Schweizer Messestandorten. Seit dieser eidgenössischen Anerkennung besucht traditionell ein Bundesrat die OLMA am Eröffnungstag.
Örtliche Begehrlichkeiten
Quantitativ entwickelte sich die OLMA von 1943 bis 1946 stark – von 4500m² bis zu 18’000m² Hallenfläche und gemäss OLMA-Katalog von 150 bis 525 Ausstellern. Begonnen hatte alles auf dem Unteren Brühl, vor der Tonhalle und mit der Tonhalle. Bereits 1944 beanspruchte die OLMA den «Grossmannschen Park» südlich der Tonhalle, dort steht heute das Theater – auch Pferdevorführungen fanden dort statt, 1945 den Kantonschulpark, mit Braunvieh-Schau und Vorführplatz östlich des Kantonsschulparkweihers, ein Jahr später grossflächig auch den Stadtpark (zur baulichen Entwicklung).
Eine Marke
Die OLMA wurde rasch zu einem leicht verständlichen und gängigen Markennamen und dem Inbegriff eines besonderen Messebildes in St.Gallen – mit Umzug und Jahrmarkt. Nach der bundesrätlichen Anerkennung von 1946 und der Gründung der Genossenschaft Olma Schweizer Messe für Land- und Milchwirtschaft 1953 lebte der Name als statutarisch verankerter Firmenname weiter.
Erster OLMA-Umzug
Der erste OLMA-Umzug durch die Stadt ist 1947 verbrieft – mit anschliessenden Vorführungen auf dem Kantonsschul-Sportplatz und zuvor «stark beschicktem Trachtentag» mit Gruppen aus verschiedenen Kantonen.
Wirtschaftsaufschwung 1951 – 1970
OLMA wird Genossenschaft
Die jährlich wiederkehrende OLMA habe sich im Laufe der Jahre für die Ostschweiz zu einem wirtschaftspolitischen Ereignis erster Ordnung entwickelt, schrieb der St.Galler Stadtammann Emil Anderegg 1953. Mit der zunehmend positiven Entwicklung der OLMA erhärtete sich das Bedürfnis, diese aus der Trägerschaft der Stadt zu lösen und auf eine breitere Basis zu stellen. Diese Idee fand bei der Trägerschaft Anklang: Die Genossenschaft Olma Schweizer Messe für Land- und Milchwirtschaft St.Gallen wurde am 17. Oktober 1953 «mit alleiniger Rechnung und Gefahr» gegründet. Vierundzwanzig Gründungsmitglieder zeichneten das erste Anteilscheinkapital in der Höhe von 731’000 Franken, das zunächst zur Hälfte einbezahlt wurde.
Nur Schweizer Produkte
Ein allgemeines Reglement mit insgesamt 55 Positionen regelte in sechs Kapiteln das Tun und Lassen der Austellerinnen und Austeller, so z.B. für die OLMA 1958 vom 9. bis 19. Oktober. Zugelassen waren Produkte aus der Schweiz und aus dem Fürstentum Liechtenstein – für die Bestimmung des Begriffs galten die Richtlinien der «Zentralkommission Schweizerischer Propaganda-Organisationen». Ausnahmen waren im Interesse der Vollständigkeit und bei speziellen Fachgebieten zulässig, sofern in der Schweiz keine gleichwertigen Fabrikate hergestellt wurden.
Gelände erweitert
1953 wurde das Messeareal in östlicher Richtung mit der Halle 7 (Ecke Jägerstrasse/Sonnenstrasse) und 1960 mit den Hallen 15 und 15a und dem Stall (ehemaliges Gefängnisareal St.Jakob) erweitert, inklusiv einer Art Arena für Tiervorführungen mit Tribüne (zur baulichen Entwicklung). Erstmals erscheint der «Milchpavillon» der Milchwirtschaft mit einer Produkteschau «Milch – Milchprodukte – Milchkammer». Vorerst wurde aber lediglich ein geringer Teil des beachtlich grossen ehemaligen Gefängnisareals belegt, Unterer und Oberer Brühl und auch weite Teile des Stadtparks wurden immer noch intensiv genutzt.
«Morn am Donnschtig wird diä ostschwizerisch Land- und Milchwirtschafts-Usstellig – churz OLMA gnennt – zum 18. Mol amene breite Publikum sini Pfortä öffne. Sit Tagä sind diä über elfhundert Messeussteller mit äm Iirichtä und Usschmückä ehrer Ständ beschäftigt…»
Zelt- und Holzhallen
Neue Zelthallen entstanden 1964 auf dem St.Jakobs-Areal (Nr. 10 und 11). Die 1964 in Lausanne durchgeführte Schweizerische Landesausstellung Expo 64 verhalf der OLMA zu Holzhallen, die sie relativ günstig zum Preis von 770’000 Franken erwerben und ab 1965 auf dem St.Jakobs-Areal wieder aufbauen konnte. 1964 und 1965 bewilligte der Olma-Verwaltungsrat Kredite für verschiedene Ausbauten: Arealgestaltung, Materialerwerb; Transport und Wiederaufbau der Expo-Hallen kosteten rund 8 Mio. Franken. Dank dieser halbpermanenten Bauten konnte ab 1966 auf den Kantonsschulpark verzichtet werden, nachdem die fünf Holzhallen und der neue OLMA-Stall auf dem St.Jakobs-Areal in Betrieb genommen worden waren.
Bedeutung für Gewerbe
Einer der Männer der ersten Stunde bei der Geburt der OLMA war Dipl. Ingenieur Baumeister Kurt Bendel, Präsident des Gewerbeverbandes der Stadt St.Gallen. Im St.Galler Tagblatt vom 12. September 1966 erzählte er von der Bedeutung der OLMA für das st.gallische Gewerbe:
«Vor allem das Baugewerbe, aber auch das Installationsgewerbe, Grafiker, Maler, Sanitärfirmen profitierten in bedeutendem Masse von diesen alljährlich wiederkehrenden Aufträgen. Aber nicht nur das Bereitstellen und Abbrechen der Messehallen und Stände usw. war interessant, sondern auch der Messebetrieb – für Spezialhandwerker und Detaillisten, die ihre Produkte ausstellen und verkaufen konnten, das Gastgewerbe und den Lebensmittelhandel in der Messe selber und auch in der Stadt, die alle während diesen elf Tagen ein glänzendes Geschäft machten.»
«Kleines Amerika»
Für die OLMA bedeute es eine «grosse Ehre», dass Amerika 1966 die Einladung als Gastland angenommen hatte. «Umso mehr sollte es das Anliegen der Stadt sein, Amerika mit der sprichwörtlichen st.gallischen Gastlichkeit zu begegnen, um ihm Einblick in unsere Geschichte, Kultur und Zivilisation zu vermitteln» (St.Galler Tagblatt, 12. Oktober 1966, Abendblatt). Die Sonderausstellung fand im Obergeschoss des Pavillons C statt, das in ein «kleines Amerika» umgewandelt worden war. Amerikanische Gerichte und Drinks wurden angeboten, im OLMA-Kino verschiedene amerikanische Filme gezeigt.
«Fast gänzlich neu ist das Gesicht, das die OLMA dieses Jahr ihren Besuchern zeigt. Sechs Expo-Pavillons des Sektors Feld und Wald bilden nun den Hauptakzent der St.Galler Messe…»
Die Ostschweiz lebt!
1968 schrieb Olma-Vizepräsident Elmar Baechtiger im Vorwort des Messekatalogs: «Die OLMA ist zum sichtbaren Symbol des Lebenswillens der Ostschweiz geworden.» In diesem Jahr gab es u.a. eine Elite-Rindviehschau mit drei leistungsverbessernden Stieren und deren Nachkommen sowie eine Geflügel- und Kaninchenschau. Auktionsvieh aus den Berggebieten der OLMA-Kantone wurde gezeigt und eine thematische Schau «Die bäuerliche Küche einst und jetzt».
«Es kann geschehen, dass sich auch ein Städter oder eine Städterin an die OLMA verirrt.» Ein Rundgang im Jahr 1968 durch die OLMA und den St.Galler Herbstjahrmarkt…»
Erstmals offizielle Bezeichnung Gastkanton 1969
1969 war der Kanton Wallis zu Gast und präsentierte sein Elite-Rindvieh, Braunvieh, Fleckvieh, Eringer, Kleinvieh, Ziegen und Schafe. Zudem wurden Kuhkämpfe der Eringer-Kühe gezeigt, eine thematische Schau informierte über «Andere Länder – andere Probleme und Methoden». Erstmals erschienen im Messekatalog die Begriffe Gastkanton und offizieller Tag des Gastkantons mit Umzug durch die Innenstadt.
Eine etwas andere Anreise
Schon früh zog die OLMA Städter, aber auch Leute vom Land an. Die historischen Bilder zeigen, wie ganze Car-Kolonnen mitten in der Stadt parkiert wurden, nicht wenige nahmen den Weg aber auch mit dem Fahrrad auf sich. Mit dem eigenen Auto anzureisen, war damals noch Luxus. Heute sieht es etwas anders aus: Zwei Drittel der Besucher reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Die OLMA pflegt eine gute Zusammenarbeit mit der SBB RailAway, sodass attraktive Billet-Kombinationen angeboten werden können.