Einschneidende Ereignisse
Die Olma Messen St.Gallen und damit die Messe OLMA haben sich stetig entwickelt. Doch auch einige unvorhergesehene Ereignisse prägten die Geschichte.
Ereignisse, die die OLMA prägten
Bundesrätliche Anerkennung
Publikumsmesse mit landwirtschaftlicher Prägung
Maschinen «ausgelagert»
Markanter Ausbau des landwirtschaftlichen Rahmenprogramms
Von den OLMA-Agrargesprächen zum OLMA-Forum
Bau der Autobahn
Bau der Halle 9
Brand Halle 7
Projekt «Neuland»
Mehrwert für Region
Ereignisse, die die OLMA prägten
Bundesrätliche Anerkennung
Träger der OLMA war anfänglich die Stadt St.Gallen, finanziell und ideell unterstützt durch die Kantone St.Gallen, Thurgau, Appenzell AR und AI, dem Fürstentum Liechtenstein sowie von land- und milchwirtschaftlichen Organisationen und regionalen Banken. 1945 beteiligten sich zur Verstärkung der Basis und im Bestreben, die OLMA in der ganzen Ostschweiz zu verankern, auch die Kantone Graubünden, Schaffhausen und Glarus sowie weitere gewerbliche und landwirtschaftliche Verbände und Organisationen. Dank der breiten Trägerschaft und der rasanten Entwicklung der Besucher- und Ausstellerzahlen verlieh der Bundesrat im Jahre 1946 der OLMA das Prädikat «Schweizerische Messe von nationaler Bedeutung» und hievte sie damit in die gleiche Liga wie die MUBA Basel und das Comptoir Lausanne.
Publikumsmesse mit landwirtschaftlicher Prägung
In den 60er und 70er Jahren war die Landwirtschaft an der OLMA an Sonderschauen und im Rahmenprogramm weniger vertreten. In dieser Zeit wandelte sich die OLMA von einer reinen landwirtschaftlichen Messe zu einer Konsumgüter- und Publikumsmesse. «Landwirtschaftliche Themen kamen im Rahmenprogramm etwas zu kurz», berichtet Bruno Kleger, damaliger Pressechef. Am offiziellen Brief-Fuss habe damals nur noch «OLMA Schweizer Messe» gestanden, weiss er zu berichten; die Ergänzung «für Land- und Milchwirtschaft» habe man etwa ein Jahrzehnt lang weggelassen. Doch zu Beginn der 80er-Jahre habe die Messeleitung wieder vermehrt landwirtschaftliche Schwerpunkte gesetzt. Das drückte sich vor allem in den Tiervorführungen, den Sonderschauen und den vielen landwirtschaftlichen Ereignissen im Rahmenprogramm aus.
Maschinen «ausgelagert»
Im Jahre 1991 beschloss der Schweizerische Landmaschinenverband SLV, die Maschinenausstellung auszulagern und zwar an die nationale Landmaschinenfachmesse AGRAMA. Diese fand bis dahin alle zwei Jahre in Lausanne statt. Nun sollte sie jährlich durchgeführt werden und zwar in allen ungeraden Jahren weiterhin in Lausanne und in allen geraden Jahren neu in St.Gallen. Dort fand sie zum ersten Mal Ende Januar 1992 statt. Obwohl alle Hallenflächen zur Verfügung standen, reichte der Platz kaum aus. «Alle Hallen waren bis auf den letzten Quadratmeter belegt», berichtet Bruno Kleger, damaliger Pressechef nicht nur der OLMA, sondern auch der AGRAMA, die von 40 – 45’000 Personen besucht wurde. Im Jahr 2000 entschloss sich der SLV, um Kosten zu sparen, die AGRAMA nur noch alle zwei Jahre durchzuführen und zwar nicht mehr in Lausanne und St.Gallen, sondern zentral in Bern.
Markanter Ausbau des landwirtschaftlichen Rahmenprogramms
Die OLMA sollte nach wie vor inhaltlich und konzeptionell die Schweizer Messe für Land- und Milchwirtschaft sein, die erste Adresse für landwirtschaftliche Warenangebote, sagte OLMA-Direktor René Käppeli im Geleitwort zur OLMA 1991. Der Sektor Landtechnik sei zwar kleiner geworden, dafür würden neue landwirtschaftliche Bereiche wie Tierhaltung, Pflanzenbau und Biolandbau miteinbezogen und vertieft. Den landwirtschaftlichen Verbänden und eidgenössischen Forschungsanstalten stünde mehr Platz für Informationen zu ihrem Leistungsangebot zur Verfügung; das bedeute mehr Sonderschauen zu aktuellen landwirtschaftlichen Themen. Die OLMA werde zeitgemässer – mit mehr Gehalt und Übersicht – und sei mit vielen Neuerungen präsent. Verstärkt wurde die landwirtschaftliche Präsenz vor allem im Jahre 1993. Damals fanden der erste Tag der Bäuerin, der erste Jungzüchtertag und die erste Braunvieh-Eliteschau statt, die seither ihren festen Platz im OLMA-Rahmenprogramm haben und gut besuchte OLMA-Anlässe sind. 1997 fand nicht nur der erste Tag der Landjugend, sondern auch das erste Säulirennen statt, das heute nicht mehr von der OLMA wegzudenken ist.
Von den OLMA-Agrargesprächen zum OLMA-Forum
Den Anstoss zum Forums-Programm gab im Jahr 1987 Josef Osterwalder, Journalist beim St.Galler Tagblatt, in einem Kommentar zur vergangenen OLMA. Er meinte, die OLMA biete zwar viel für Magen und Herz, aber wenig für den Kopf.
«Die OLMA bietet viel für den Magen und das Herz, aber wenig für den Kopf.»
Dadurch angeregt, fanden bereits 1988 an der 46. OLMA zum ersten Mal die OLMA-Agrargespräche statt. Nationalrat Walter Zwingli und später auch Hans Müller vom St.Galler Bauernverband luden dazu Referenten ein, die vor allem über agrarpolitische Themen und die grundsätzliche Ausrichtung diskutierten. Beim breiten Publikum fassten diese Agrargespräche wenig Fuss, da sie mit zweieinhalb Stunden Dauer viel Zeit in Anspruch nahmen und die Themen nicht immer «unter den Nägeln brannten». Ende der 90er Jahre löste das OLMA-Forum die Agrargespräche ab. Im Jahr 1999 wurde die heutige Halle 9 mit den grossen Vortragsräumen fertig. Die Themen waren vielfältiger und liessen sich über die Messetage verteilen. Es kamen aktuelle Themen zum Zug, die nicht nur die Landwirte, sondern auch ein breites Publikum interessierten, zum Beispiel gesunde Ernährung, Fastfood oder Gentechnik. Das Forum sollte ein Ausgleich sein zu den vielen visuellen Eindrücken der Messe.
Bau der Autobahn
1983 schrieb der St.Galler Stadtammann Heinz Christen im Vorwort: «Die OLMA befindet sich äusserlich mitten in einer Umbruchphase. Für den Besucher sichtbar sind die Bauarbeiten an der Autobahn im Messeareal. Sie erforderten seinerzeit den Abbruch mehrerer Holzhallen der Expo 1964. Als Ersatz konnte vor zwei Jahren mit der Halle 1 erstmals in der über 40-jährigen Geschichte der OLMA eine ganzjährig benutzbare Messebaute in Betrieb genommen werden.» Die bauliche Neugestaltung werde sukzessive weiter geführt.
«Mit der OLMA 1986 wird ein zweites, erfolgreiches Kapitel der OLMA-Geschichte abgeschlossen. Waren die ersten zwanzig Jahre durch die unvergessliche Zelthallen-Romantik im Kantonsschul- und Stadtpark und auf dem Brühlareal gekennzeichnet, prägten ab 1965 die von der Expo in Lausanne übernommenen und auf dem St.Jakobs-Areal errichteten Holzhallen zusammen mit den durch den Nationalstrassenbau verursachten Beschränkungen die zweiten zwanzig Jahre der OLMA-Baugeschichte.»
Äusserlich befinde sich die OLMA in einer Umbruchphase. Die Bauarbeiten für die Autobahn im Messeareal seien zwar abgeschlossen, auch wenn dieses letzte Teilstück der N1 erst nächstes Jahr eröffnet werde. Dort, wo die Strasse unterirdisch im Ausstellungsgelände verlief, war jedoch nach wie vor eine Baugrube sichtbar, die mit Absicht noch nicht aufgeschüttet worden war: Hier sollten zwei moderne Ausstellungshallen entstehen. Der Baubeginn war unmittelbar nach Schluss der Ausstellung 1986 geplant.
Bau der Halle 9
1999 war erstmals die Stadt St.Gallen mit ihrer Sonderschau «St.Gallen blufft» OLMA-Gast. Im Zentrum des Messeareals präsentierte sich die imposante neue Messehalle 9, welche am 7. Oktober offiziell eröffnet werden konnte. «Diese sei ein sichtbares Zeichen des Aufbruchs und der Modernisierung des Messeplatzes St.Gallen», schrieb OLMA-Direktor René Käppeli. Sie setze nicht nur architektonisch unübersehbare Akzente, sondern biete die willkommene Chance, andere Schwerpunkte zu setzen und die Messesektoren neu zu gliedern.
«Die OLMA, die Schweizer Messe für Land- und Milchwirtschaft, erfüllt durch ihre Öffentlichkeit eine wichtige Aufgabe. Zum einen, weil sie den Austausch und damit auch die Solidarität zwischen Land- und Stadtbevölkerung fördert und darüber hinaus das Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten für einheimische Produkte wachsen lässt. Zum andern ist sie für die in der Landwirtschaft tätigen Menschen ein wichtiger Schau- und Marktplatz für Innovationen und Trends und damit ein Ort der Anregung und Auseinandersetzung mit der eigenen Tätigkeit.»
Aufbruchsstimmung herrsche nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch bei der OLMA, schrieb Stadtammann und OLMA-Präsident Heinz Christen im Vorwort: «Wieder einmal prägte während einiger Monate eine Grossbaustelle das Gesicht des OLMA-Areals. In der markanten Halle 9 stehen auf zwei Ebenen 14’000m² Fläche zur Verfügung – die räumlichen Voraussetzungen für attraktive Messen und Ausstellungen, Kongresse und Bankette.» Diese Halle verkörpere gleichzeitig Abschluss und Neubeginn: Die letzten Holzhallen der Expo 1964 wurden abgebrochen: An ihrer Stelle entstand ein grosszügiges Gebäude aus Stahl, Holz, Glas und Beton, das im «St.Galler Talkessel einen wichtigen städtebaulichen Akzent» setze. Die neue Halle sei aber nicht nur eine gelungene bauliche Ergänzung, sondern «eine Investition in die Zukunft des Messe- und Kongressplatzes St.Gallen und ein deutliches Signal, sich weiterhin als bedeutender Messestandort in der Schweiz und dem angrenzenden Ausland positionieren zu wollen».
Brand Halle 7
Das buchstäblich «heissestes Ereignis» der OLMA war der Brand der Halle 7 in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 2000, nur wenige Stunden nach Ende der 58. OLMA. Die bekannte, beliebte, berüchtigte Degustationshalle 7 brannte mit allem Inventar vollständig ab, trotz raschem Eintreffen der Feuerwehr. Totalschaden! Glücklicherweise kamen bei dem Grossbrand weder Personen noch Tiere zu Schaden – riesiges Glück im Unglück! Die Brandursache ist bis heute ungeklärt. Eine eingehende Lagebeurteilung führte in der Folge zu verschiedenen Erkenntnissen: Die entstandene Baulücke befinde sich in einem städtebaulich empfindlichem Umfeld, rechtliche Abklärungen und Analysen zukünftiger Nutzungen machten einen schnellen Wiederaufbau eher unwahrscheinlich. Erste Kostenschätzungen deuteten darauf hin, dass eine Ersatzbaute unter Berücksichtigung der aktuellen Betriebs- und Sicherheitsanforderungen die finanziellen Möglichkeiten der Olma Messen St.Gallen nach den Investitionen in die Halle 9 übersteigen würden. Der emotionale, aber auch betriebliche Handlungsbedarf und die kurzfristig nicht mögliche Planung und Finanzierung einer neuen Halle legten eine schnelle Ersatzlösung für das Degustationsangebot nahe. Bereits an der OFFA 2001 präsentierten die Aussteller des «Sibni» ihr Angebot in den eigens für den Degustationsbetrieb umgebauten Hallen 4 und 5. Die OLMA konnte dort die verlorengegangene Ausstellungsfläche mit einer Zelthalle (P6) kompensieren, ausserhalb der OLMA-Zeit wird dieses Areal seither als bewirtschafteter Parkplatz genutzt.
Projekt «Neuland»
Die Olma Messen St.Gallen lancierten im Jahr 2013 die Idee der Überdeckung des Ostportals des Rosenbergtunnels auf der A1 Stadtautobahn. Die «Landgewinnung» ermöglicht den Bau einer neuen Messe- und Eventhalle und einer erweiterten Messe-Infrastruktur. Gemäss Machbarkeitsstudien und Testplanungen kostet der Bau der Überdeckung rund 33 Mio. CHF. Hinzu kommen die einmalig abgegoltenen Betriebskosten in der Höhe von rund 9 Mio. CHF.
Anfangs März 2018 setzte das Stimmvolk der Stadt St.Gallen mit einem Ja-Stimmenanteil von 72% ein klares Zeichen für den Ausbau des Messeareals. Daraufhin hat die Jury aus 54 Bewerbungen 14 Planerteams ausgewählt und beauftragt, bis im Spätsommer 2018 Vorschläge für Architektur und Konstruktion der neuen Halle sowie deren Umgebung auszuarbeiten.
Nach Sichtung in zwei Rundgängen entschied sich die Jury für das Projekt mit dem Namen «Halle 1». Das Siegerteam setzt sich aus den Architekten Ilg Santer aus Zürich, den Ingenieuren Pedrazzini Guidotti aus Lugano und der META Landschaftsarchitektur aus Basel zusammen.
Mehrwert für Region
Die Olma Messen St.Gallen sind in der Nachbarschaft, in der städtischen und in der Ostschweizer Bevölkerung ausserordentlich gut verankert. Man ist sich des Nutzens bewusst, welchen die Messen und Veranstaltungen der Wirtschaft und Gesellschaft bringen. Und die OLMA, das Flaggschiff unter den verschiedenen Veranstaltungen in der Ostschweizer Metropole, haben viele Besucher aus nah und fern ins Herz geschlossen. Ein Herbst ohne die beliebte Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung ist für die meisten geradezu undenkbar. Alles zusammen sind das gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklung.