OLMA-Geschichten

Die OLMA hat im Laufe ihrer 75 Jahre unzählige Geschichten geschrieben. Sie handeln von frechen Fotografen, vergessenen Handtaschen, Pferden und Ziegen in der Moststube, Festheinis, bockenden Tiefladern und einem Brand am Nescafé-Stand.

Lebendige OLMA-Erinnerungen

Moststube – Das OLMA-Restaurant

Betrieb auf dem Unteren Brühl

Überraschungen am OLMA-Umzug

Unvergessliche Kindheitserinnerungen

Siamesische Zwillinge

Lebendige OLMA-Erinnerungen

Freche Fotografen – und Aussteller

Polizeirapporten aus den 50er-Jahren ist zu entnehmen, dass sich die OLMA-Verantwortlichen und die Ordnungshüter mit den unterschiedlichsten Begebenheiten beschäftigen mussten. So waren beispielsweise Fotografen Thema, die immer wieder OLMA-Besucher überschwatzten, sich gegen Entgelt fotografieren zu lassen. Das Gewerbe dieser Fotografen «sei naturgemäss mit einer gewissen Aufdringlichkeit verbunden», schrieb die OLMA Schweizer Messe St.Gallen dazu. Laufende Kontrollen hätten aber gezeigt, dass die Belästigung der Besucher keineswegs abnormal sei. Beanstandet wurde zudem, dass Messeaussteller auf öffentlichen Strassen ohne Bewilligung Traktoren und Maschinen aufstellten und so Werbung dafür machten.


Sattelschlepper für Personentransporte

1947 wandte sich der Ausstellungsleiter der OLMA an die Polizeiverwaltung der Stadt St.Gallen, um eine formelle Transportbewilligung zu erhalten. Dabei ging es um einen Sattelschlepper, der beim Kur- und Verkehrsverein Bad Ragaz gemietet wurde. Mit ihm wollte man zwischen der Rorschacher Strasse und der Steinachstrasse Messebesucher «von den Hauptabteilungen zur Gruppe Gewerbe» transportieren. Die Hin- und Rückfahrt im Zugwagen inklusive Anhänger sollte 30 Rappen pro Person kosten.


Bundesrätin vergisst Handtasche

Die Besuche der Bundesrätinnen und Bundesräte sorgte immer wieder für Schwänke. So mussten sich beispielsweise die herzigen Ferkel, die jeweils mit den hohen Magistraten fotografiert wurden, manchmal auch entleeren. Das geschah an einer der OLMA-Eröffnungen auf den Rock von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf – Ersatzkleider hatte sie nicht dabei. Leon Schlumpf entging diesem Malheur. Er machte jedoch von sich reden, weil er stolperte und gerade noch von Stadtammann Heinz Christen aufgefangen werden konnte. Micheline Calmy-Rey vergass wiederum ihre Handtasche in Sion und liess daher auf sich warten. «Wir haben ein Problem – es ist noch in der Luft», klärte Olma-Direktor Hanspeter Egli das wartende Publikum auf. Die Bundesrätin traf sehr verspätet per Helikopter ein.


OLMA-Pin  und «Fahnenwald»

Zum 50-Jahr-Jubiläum lud die Genossenschaft OLMA alle ihre Genossenschafter zu einem Znacht in die Moststube ein, nachdem die Hallen abends geschlossen waren. Den Dessert gab es in der nach dem Putzen um 21 Uhr wiedereröffneten Halle 7. Zu diesem Jubiläum erhielten die Gäste – Genossenschafter, Verwaltungsräte, Mitarbeiter und Aushilfen, Securitas, Delegierte, Helfer, Polizisten usw. – erstmals einen OLMA-Pin. Das Fest dauerte bis weit nach Mitternacht und blieb allen in bester Erinnerung. Zum runden Jubiläum wurde der freie Platz im «Fahnenwald» entlang der Museumstrasse (bei 25 Kantonen 13 Fahnen auf jeder Seite) erstmals mit der Europafahne geschmückt – sehr zum Ärger der Autopartei.


Moststube – Das OLMA-Restaurant

Der Hit waren Rippli und Sauerkraut

Die Moststube als typisches und wohl bekanntestes OLMA-Restaurant gab es seit Beginn weg – also seit 1943, zuerst auf dem Unteren Brühl, ab 1947 im Kantonsschulpark. Ab 1957 wirtete in der Moststube die Familie Wick-Brunner, die gleichzeitig das Hotel «Pfauen» mit grossem Erfolg führte. Idi Hochreutener-Wick, Tochter der Familie Wick-Brunner erzählt: «Die Moststube war ein volkstümliches Lokal, am Anfang noch in einer Zelthalle auf dem Oberen Brühl, im Kantonsschulpark, untergebracht. Ein zweistöckiges Restaurant mit etwa 400 Sitzplätzen im Parterre und 100 oben auf der Galerie, rund 23 Serviertöchtern und ganztägiger gutbürgerlicher Küche. Der Hit waren Rippli mit Sauerkraut und natürlich St.Galler Bratwürste.»

Moststube Innen 1945
Genussmesse Kulinarik Moststube
Idi Hochreutener Moststube 2

Moritz, ein echter Charmeur

Das Drei-Mann-Orchester «Max und Moritz» war der Renner – Moritz war ein echter Charmeur und Frauenheld. «Die Frauen standen Schlange, um sich mit ihm zu unterhalten und herumzuschäkern. Die Menge tanzte zwischen den Stühlen und in den Gängen, je enger, desto schöner», weiss Idi Hochreutener-Wick zu berichten. Die Leute wollten meist nicht nach Hause. Es gab viele betrunkene Gäste. Diese wurden von der Securitas hinter dem Zelt in einen Sägemehlhaufen geworfen, auf dem sie sich ausruhen und allenfalls «befreien» oder «entledigen» konnten. Alle wollten trinken und feiern. Aber das ist nun schon lange vorbei, wohl an die 60 Jahre. Schlägereien gab es kaum. Einmal bespritzte ein Betrunkener die Gäste mit einem Feuerlöscher, bis die Securitas eingriff.

 

Seltene Gäste: Pferde und Ziegen

«In der neuen Moststube in der Expo-Halle F ab 1966 hatten wir 700 Sitzplätze, etwa 450 im ersten und 250 im zweiten Stock. Am Anfang gab es noch keinen Lift und alles musste in den zweiten Stock hinaufgetragen werden», erinnert sich Idi Hochreutener-Wick. «Einmal kamen gegen Abend Pferdetreiber in die Moststube geritten, ein anderes Mal tauchten Geissböcke auf, die hineingetrieben wurden und die etwas streng rochen. Nicht alle fanden das lustig, auch den Gestank nicht. Zudem war es nicht ungefährlich. Gelegentlich war es schwierig, die OLMA nach dem Aufräumen mit den Tageseinnahmen zu verlassen, dann mussten wir über die Zäune klettern, weil das Areal geschlossen war. Meist hatten wir einen stämmigen Koch als Bodyguard dabei.»


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Betrieb auf dem Unteren Brühl

Nägel stundenlang «gräden»

«Schon als Bub war ich mit der OLMA konfrontiert, ging hin, um meinem Vater zu helfen, insbesondere beim Aufbau der Zelthallen im Stadtpark», erinnert sich Dölf Sutter, Präsident der Genossenschaft Unterer Brühl, an die frühen OLMA-Jahre. Nach dem Krieg «grädete» er zusammen mit seinem jüngeren Bruder stundenlang die für die Bretter benötigten Nägel. «Krumme Nägel konnte man ja nicht wieder einschlagen. Nägel waren damals teuer und rar, weil es auch noch einige Jahre nach Kriegsende an Eisen mangelte. Bereits mein Vater fing zusammen mit Sport Sonderegger und der Malerei Hofmann an, Ausstellerstände auf eigene Rechnung zu bauen und an der Museumstrasse aufzustellen und zu vermieten. So entstand die sogenannte Ausstellerstrasse, Jahrmarktstände mit Schaufenstern für die St.Galler Innenstadtgeschäfte.»

Beat Breu und das Appenzeller Stübli

«Obwohl ich kein eigentlicher Festheini bin, war mir klar, dass der Abendbetrieb sowohl für die OLMA, wie auch für die Innenstadtrestaurants, aber auch für die Läden entscheidend war oder anders gesagt: Die Anbindung der OLMA an die Innenstadt via Unterer Brühl und den dortigen Restaurants war eine wichtige Zielsetzung», betont Dölf Sutter. 1991 wurden die Restaurants auf dem Unteren Brühl erstmals aufgebaut. «Die Holzbaute für das Fondue-Stübli habe ich entworfen und mit meiner Firma gebaut, jedes Jahr aufgestellt und auch wieder abgebrochen. Radrennfahrer Beat Breu wollte im folgenden Jahr ein Appenzeller Stübli betreiben. Wir überliessen ihm die Beiz – er selber war aber selten dort, sodass wir den Betrieb nach nur zwei Jahren Hubert Nanzer aus Speicher übergaben, der dann sein Raclette-Stübli betrieb, heute Walliser Stall.»


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Überraschungen am OLMA-Umzug

Mammut darf nicht teilnehmen

Der OLMA-Umzug sorgte nicht selten für Überraschungen. Davon weiss Viktor Styger-Reifler, Olma-Umzugs-Koordinator, zu berichten. «Die Vertreter des Gastkantons sind immer wieder für eine Überraschung gut; manche waren ab August vor dem Umzug richtiggehend nervös, haben gelegentlich wunderliche neue Ideen, die sich in der Folge als nicht realisierbar herausstellen. Mir kommt da ein Mammut (des gleichnamigen Bergsport-Ausrüsters) in den Sinn, das so gross gewesen wäre, dass es die Fahrleitungen der VBSG touchiert hätte. Oder ein Gastkanton wollte plötzlich 200 Teilnehmende mehr mitmachen lassen, als ursprünglich vorgesehen war.»

Tieflader trifft Überwachungskamera

Vor wenigen Jahren blieb am OLMA-Umzug ein riesiger Tieflader an einer Überwachungskamera am Bohl hängen. Mit einigem Rangieraufwand gelang dann die Durchfahrt doch noch. Alljährlich ist er eine logistische Herausforderung. So zum Beispiel, wenn an die 20‘000 Liter warmes Wasser für ein Tauchbecken oder 3‘000 roten Rosen zum Verschenken benötigt werden. Ein anderer Kraftakt war es, ein Pferdehotel im Werkhof Waldau einzurichten. Für den Umzug wird jeweils ein eigentliches Drehbuch erstellt, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jederzeit wissen, welche Sujet-Nummer sie haben und sie richtig und zügig eingewiesen werden können.


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Unvergessliche Kindheitserinnerungen

Das Sackgeld an der OLMA verdient

«Jahrmarkt und OLMA waren für uns als Kinder immer spezielle Ereignisse, wir waren dann tagsüber zu Hause nur noch selten anzutreffen», erinnert sich der St.Galler Hanspeter Schmid an seine Jugendzeit. «Der Aufbau der Hallen und Zelte und Stände war sensationell, ebenso der Umzug oder die Kuhauktionen. Wir halfen da und dort aus, wo es etwas zu verdienen gab, sei es auf dem Jahrmarkt oder für Handreichungen bei irgendwelchen Beizern. Für die Metzgerei Schmid trugen wir Fleisch und Würste aus und erhielten so Sackgeld.»

 

Stocki und Fertigsuppen

Für Hanspeter Schmid war die OLMA als Kind auch kulinarisch ein Hit. «Ich erinnere mich noch gut an Moststube und Schneebesen, an die Maggi- und Knorr-Stände im Stadtpark, nahe beim Ausgang zur Rorschacher Strasse. Maggi und Knorr waren immer sehr grosszügig zu uns Kindern. Damals kam gerade Stocki auf, der Kartoffelstock, und wir probierten natürlich die begehrten Suppen, probierten und probierten – zu Hause brauchten wir nichts mehr. Wir waren nicht verwöhnt, Fleisch gab es nur am Sonntag und Butter auch nur einmal pro Woche. Aber wir hatten genug zu essen, litten keinen Hunger. Trotzdem: Kulinarisch waren Jahrmarkt und OLMA für uns eine Abwechslung.»

In der Halle 3 brennt der Nestlé-Stand

In den 1970er Jahren brannte es mitten in der Halle 3. Am Nestlé-Stand hatte es einen Kurzschluss gegeben. Die Feuerwehr löschte das Feuer rasch. Am Unglücksstand wurde Nescafé offeriert, den damals noch niemand kannte – und so war der Run auf dieses heisse Getränk gross. «Die Metzgerei Rotach hatte einen riesigen Stand, rund wie eine Rondelle, an dem er Poulets briet», erzählt Hanspeter Schmid. «Es duftete wunderbar, aber es gab einen Höllenrauch, so dass man manchmal kaum mehr etwas sehen konnte. Sicherheitsaspekte waren damals noch nicht so gross geschrieben. In der Halle 7 gab es zudem einen wunderschönen Salamettiladen, ein Sandwich mit Boccalino kostete fünf Franken.»


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Siamesische Zwillinge

Ein Sack voller Fahrchips

«Ich bin ein ordentlicher, normaler OLMA-Besucher, eigentlich recht unauffällig. Als Kind hatte ich einen Kollegen, dessen Vater irgendwie beim Jahrmarkt tätig war und immer einen Sack voll Fahrchips zur Verfügung hatte», erzählt Thomas Scheitlin, Verwaltungsratspräsident der OLMA und St.Galler Stadtpräsident. «So fuhren wir manchmal den ganzen Nachmittag oder sogar tagelang mit den Scootern herum, bis das Füdli weh tat, alle beinahe eine Hirnerschütterung hatten und uns schwindlig wurde. Hat aber Spass gemacht. Auch heute bin ich noch hin und wieder auf einer Bahn am Jahrmarkt anzutreffen.»


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