OLMA-Direktoren
Seit 1943 lenkten sieben Direktoren die Geschicke der Genossenschaft Olma Messen St.Gallen. Erster OLMA-Direktor war der St.Galler Stadtbaumeister Erwin Schenker, einer der Väter der OLMA. Mit zwei Jahrzehnten blieb er dem St.Galler Messewesen am längsten treu; dicht gefolgt von René Kappeli, der 18 Jahre lang als OLMA-Direktor amtete.
Erwin Schenker (1943 – 1963)
Dr. Bruno Meyer (1964 – 1968)
Robert Osterwalder (1969 – 1978)
Kurt Leu (1978 – 1983)
René Käppeli (1983 – 2000)
Hanspeter Egli (2001 – 2011)
Nicolo Paganini (2011 - 2020)
Christine Bolt (ab 2020)
Erwin Schenker (1943 – 1963)
Vom Architekten zum Stadtbaumeister
Der St.Galler Erwin Schenker wuchs mit mehreren Geschwistern als Sohn von Kantonsschulprofessor Viktor Schenker auf und wandte sich nach der Mittelschule dem Studium der Architektur zu. Als Architekt eröffnete er am Oberen Graben sein Büro und führte unter anderem die Aussenrenovation der St.Galler Kathedrale durch, um dann kurz darauf als Stadtbaumeister gewählt zu werden. In dieser Eigenschaft wurde ihm 1941/42 die Mitarbeit an der Durchführung der beiden Kriegswirtschaftlichen Ausstellungen übertragen, aus denen in der Folge die OLMA herauswuchs, deren Leitung er übernahm. 1951 zog sich Erwin Schenker als Stadtbaumeister zurück, um sich als Messedirektor vermehrt der OLMA widmen zu können.
Eigentlicher Schöpfer der OLMA
Erwin Schenker war ein aussergewöhnliches Organisationstalent. «Die bleibensten Verdienste erwarb sich Erwin Schenker als Dombaumeister und als eigentlicher Schöpfer der OLMA, der Schweizer Messe für Land- und Milchwirtschaft, von deren Leitung er anfangs 1964 zurücktrat, nicht ohne all die vielen Vorarbeiten für den Neubau der Messegebäude abgeschlossen zu haben», heisst es im Nachruf, der im St.Galler Tagblatt erschienen war. Nach zwanzig Jahren als OLMA-Direktor war er genötigt, aus gesundheitlichen Gründen seine Demission einzureichen. Er trat am 29. Februar 1964 zurück und verstarb bereits am 17. April.
Dr. Bruno Meyer (1964 – 1968)
Umstellung auf permanente Hallen
Am 14. September 1963 wählte der OLMA-Verwaltungsrat auf dem Berufungsweg den Direktor der Publizitätsstelle der schweizerischen Baumwoll- und Stickereiindustrie Dr. Bruno Meyer als Nachfolger von Erwin Schenker. Er amtete ab 1964 bis 1968. In seine Amtszeit fielen bedeutende organisatorische und bauliche Veränderungen. Dazu gehörte die Umstellung auf permanente Hallen. Bruno Meyer demissionierte als OLMA-Direktor auf Ende des Geschäftsjahres 1968 aus gesundheitlichen Gründen. Der Verwaltungsrat dankte ihm für seine «initiative und öfters dornenvolle Tätigkeit und wünschte ihm volle Wiederherstellung seiner Gesundheit».
Robert Osterwalder (1969 – 1978)
Anziehungs- und Treffpunkt geschaffen
Robert Osterwalder, Direktor der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft in Schaffhausen und Sekretär der Verkehrsvereine von Stadt und Kanton Schaffhausen nahm seine Tätigkeit als neuer OLMA-Direktor auf Jahresbeginn 1969 auf. «Wir sind überzeugt, in ihm den erfahrenen und vielseitigen Mann gefunden zu haben, der die mannigfaltigen Probleme unseres Unternehmens zu meistern versteht», wurde er vom OLMA-Verwaltungsrat begrüsst. 1978 ging die zehnjährige Amtszeit von Robert Osterwalder zu Ende. Er trat (ebenfalls) aus gesundheitlichen Gründen und vor Erreichen des Pensionsalters von seinem Posten zurück. Verwaltungsrat und Ausschuss der Genossenschaft Olma dankten ihm mit den Worten: «Robert Osterwalder hat es ausgezeichnet verstanden, die OLMA zu einem Anziehungs- und Treffpunkt der ganzen Ostschweizer Bevölkerung zu machen.»
Kurt Leu (1978 – 1983)
Neubau der Halle 1 realisiert
Per 1. Dezember 1978 wählte der OLMA-Verwaltungsausschuss den in St.Gallen aufgewachsenen Kurt Leu, zuletzt Direktor der Coop Lausanne, als neuen Direktor. Der Verwaltungsrat stimmte dieser Wahl, vor allem auch aus unternehmerischem Gesichtspunkten und Überlegungen zu. Durch einen Spezialausschuss waren über 50 Bewerbungen gesichtet und beurteilt worden. Nach etwas mehr als drei Jahren bewogen Kurt Leu «auf ärztlichem Rat beruhende, persönliche Gründe», eine andere berufliche Aufgabe zu übernehmen. Sowohl der Verwaltungs-Ausschuss als auch der OLMA-Direktor legten Wert auf die Feststellung, dass die gute Zusammenarbeit wesentlich zum grossen Erfolg der OLMA in den letzten Jahren beigetragen habe. «In gemeinsamer Anstrengung konnte der einschneidende, durch den Nationalstrassenbau bedingte Abbruch der Holzhallen A und C durch den grosszügigen Neubau der Halle 1 kompensiert werden. Die OFFA erfuhr in dieser Zeit eine beachtliche Ausdehnung und Bereicherung.»
René Käppeli (1983 – 2000)
Der zweitlängste OLMA-Direktor
René Käppeli war mit 18 Jahren am zweitlängsten Direktor seit dem Bestehen der OLMA. Als der gebürtige Aargauer gewählt wurde, arbeitete er als Ausbildungsleiter der Globus Warenhäuser. Der Amtsantritt erfolgte am 1. September 1983. Sein erster Kontakt mit der OLMA fand aber viel früher statt. «Es war 1959. Die HSG belegte damals an der Notkerstrasse noch das Gebäude der späteren Verkehrsschule und vor dem Haus duftete und bimmelte der OLMA-Jahrmarkt, derweil wir im 1. Stock, im Zimmer 30, dem grössten Auditorium mit vielleicht 70/80 Plätzen, Prüfungen zu denken und zu schreiben hatten. Das waren noch Zeiten – übrigens der Becher Bier kostete ohne Trinkgeld gerade mal 35 Rappen.»
Stärkung und Ausbau der OLMA
Über seine Direktorenzeit berichtet René Käppeli: «Nach und nach wurde das gesamte Messeangebot thematisch neu strukturiert. Während meinen 18 Jahren standen der OLMA nie mehr als zwei Mal die gleichen Halleninfrastrukturen zur Verfügung. Das verlangte von den Ausstellern grosses Verständnis und Entgegenkommen. 1987/88 öffneten die neuen Hallen 2 und 3, und es präsentierte sich die Arena an neuem, dem heutigen Ort. Dies erlaubte neben der laufenden Stärkung und dem Ausbau der OLMA und der OFFA auch die Entwicklung neuer Messen und Ausstellungen sowie den Anfang eines neuzeitlichen Kongress- und Tagungsangebotes. Diese Geschäftsentwicklung konnte mit dem Bau der Halle 9 und später des Stalles erfolgreich weitergeführt werden.»
Hanspeter Egli (2001 – 2011)
Den OLMA-Betrieb bestens gekannt
Der Luzerner Hanspeter Egli kam erstmals 1973 beruflich Kontakt mit der OLMA. Der Milchverband St.Gallen-Appenzell, dessen Direktor er später wurde, führte die «Bauernstube»in der Tonhalle und übertrug ihm deren Leitung. «1986 gewann der Milchverband die Ausschreibung der OLMA-Gastronomie, 1993 wurde ich Verwaltungsrat der Olma. Der Übergang zum OLMA-Direktor war für mich dann eine unproblematische Sache, kannte ich doch den Betrieb inzwischen bestens», erklärt der gelernte Landwirt und Ing. Agronom.
Traditionen auf neue Art weiterpflegen
«Dank meinem Vorgänger und der Halle 9 startete die Olma Messen erfolgreich ins Kongressgeschäft, das wir konsequent weiter vorantrieben», erinnert sich Hanspeter Egli. Mit diesem Geschäftsbereich, der inzwischen ein wichtiges Standbein der Olma Messen geworden war, konnte die Schuldenlast massiv reduziert werden. «Wichtig war mir, die bestehenden Messen immer wieder den geänderten Bedürfnissen der Aussteller und Besucher anzupassen. So gelang es die OLMA für alle Beteiligten, immer wieder interessant zu gestalten und die Traditionen ohne Brüche auf neue Art weiterzupflegen.»
Nicolo Paganini (2011 - 2020)
Die OLMA ist eine starke Marke
Nicolo Paganini ist im Thurgau aufgewachsen und war bei seinem Amtsantritt am 1. April 2011 vor allem wegen seiner Tätigkeit bei der St.Galler Kantonalbank und als Chef des Amtes für Wirtschaft des Kantons St.Gallen bekannt. «Olma-Direktor ist ein super Job, der mir nun seit sieben Jahren viel Spass macht», betonte Nicolo Paganini im Jubiläumsjahr «75 Jahre OLMA». Und: «Die OLMA ist eine erfolgreiche Verkaufsmesse, aber nicht nur das: Es ist die Mischung zwischen Volksfest, Messe und gesellschaftlichem Event, die sie einzigartig macht. Die Eröffnungszeremonien haben Kultcharakter, sind äusserst beliebt und gut besucht, natürlich auch der farbige Umzug des Gastkantons. Die OLMA ist eine starke Marke. Die OLMA trägt und gehört zu St.Gallen.»
Für alle Generationen etwas
Nicolo Paganini ist zuversichtlich, dass das neuste Bauprojekt – die Autobahnüberdeckung und der Ersatzbau der Halle 1 – gelingen wird. Zudem betont er: «St.Gallen ohne OLMA wäre und ist nicht vorstellbar! Wir bieten allen Generationen etwas: Für Kinder, Jugendliche, junge Eltern, Väter, Mütter, Grosseltern – und der Zyklus beginnt wieder von neuem. Bisher ist es uns immer gelungen, neue und treffende Elemente hinzuzufügen, ohne an Bodenständigkeit, Tradition und Wertehaltung zu verlieren. So kommt es nicht von ungefähr, dass an jeder OLMA ein Bundesrat teilnimmt.»
Christine Bolt (ab 2020)
Absage der OLMA 2020 als erste Amtshandlung
Seit dem 1. Juni 2020 steht erstmals in der Geschichte der Olma Messen St.Gallen eine Frau an der Spitze des Unternehmens. Die heutige Olma-Direktorin ist eine waschechte Toggenburgerin. Geboren 1976 und als älteste von vier Schwestern ist Christine Bolt in Wildhaus aufgewachsen. Vor ihrem Stellenantritt bei den Olma Messen St.Gallen war Christine Bolt Mitglied der Geschäftsleitung von CH Media. Sie verantwortete den Lesermarkt und das zentrale Marketing für 26 Tageszeitungen. Davor war sie unter anderem Direktorin von Toggenburg Tourismus. Neben Abschlüssen als eidgenössische Marketingplanerin und Verkaufsleiterin besitzt sie einen MAS «Coaching und Supervisionen in Organisationen» der ZHAW. Christine Bolt erlebt ihren Start in einer turbulenten und herausfordernden Zeit – mitten in der Corona-Pandemie. Bereits kurz nach Stellenantritt steht mit der Absage der OLMA 2020 eine schwierige Entscheidung an. Auch dies erstmals in der Geschichte der Olma Messen St.Gallen.
Vom reinen Brodworscht-Image wegkommen
Christine Bolt liebt Bratwürste – doch ist sie auch klar der Meinung, dass die Olma Messen St.Gallen und die ganze Region nicht darauf reduziert werden sollen. «Wir müssen uns als professionelle Messe- und Kongressstadt positionieren», betont sie und fügt hinzu: «Unseren Wurzeln müssen wir Sorge tragen. Traditionen und insbesondere die Landwirtschaft sind wichtig für unsere grösste Publikumsmesse OLMA. Das darf uns aber nicht an der Vorwärtsbewegung und am Weiterkommen hindern.» Eine der Chancen für die Weiterentwicklung ist inzwischen gut sichtbar; Das Grossprojekt mit der Autobahnüberdachung und dem Bau der neuen Halle 1.