Ursprünge
Die OLMA gab es bereits im 19. Jahrhundert. Tatsächlich? Natürlich nicht! Aber es gab Ausstellungen, messeähnlich, primär für landwirtschaftlich Interessierte und ähnliche, verwandte Bereiche.
Landwirtschaftliche Ausstellung 1853
Soweit die Kräfte reichen
Ackerbau, Kunstprodukte und Gartengeräte
Landwirtschaftliche Ausstellung 1888
Alle Themen der Landwirtschaft
Mittagessen für 2 Franken
Mit Umzug!
Bankett – wie heute
Landwirtschaftliche Ausstellung 1907
Direkte Vorläuferinnen
Finanziell erfolgreich
Landwirtschaft geprüft
Standort Kreuzbleiche
Landwirtschaftliche Ausstellung 1927
Hohe Gewinne
Mächtige Hallen
Heerschau st.gallischen Fleisses
Landwirtschaftliche Ausstellungen 1941 und 1942
Vorkriegs-Atmosphäre spürbar
Anbauschlacht
Nahrung aus der eigenen Scholle
Neu im Schützengarten
Mangelnder Publikumszuspruch
Landwirtschaftliche Ausstellung 1853
Soweit die Kräfte reichen
Die erste Vorläuferin der OLMA – wenn man das so sehen will – war im 19. Jahrhundert die landwirtschaftliche Ausstellung vom 2. bis 9. Oktober 1853 in St.Gallen. Unklar ist, wo diese Ausstellung genau stattfand, möglicherweise an verschiedenen Standorten in der Stadt. Das Organisationskomitée wollte eine landwirtschaftliche Ausstellung im besten Sinne des Wortes, «soweit die Kräfte und die lokalen Agrikulturverhältnisse unseres Kantons eine solche ermöglichen».
Ackerbau, Kunstprodukte und Gartengeräte
Die Ausstellung wurde in verschiedene Sektionen unterteilt: Ackerbau mit Ceréalien, Wurzelgewächse, Öl- und Futterpflanzen, landwirtschaftliche Kunstprodukte wie Honig, Wein und Käse, die Gartenbausektion mit Zierpflanzen, Gemüsekulturen, Obst, Gartengeräte und -gegenstände, eiserne Tische, Bänke, Stühle und Schemel sowie die Viehausstellung.
Landwirtschaftliche Ausstellung 1888
Alle Themen der Landwirtschaft
Vom 23. bis 30. September 1888 fand die erste st.gallische landwirtschaftliche Ausstellung in Gossau statt, organisiert durch die Kommission des landwirtschaftlichen Vereins des Bezirks Gossau. Offenbar handelte es sich primär um eine zentrale «Viehschau», die jedoch mit möglichst allen Zweigen der «Haupt- und Nebennutzung des landwirtschaftlichen Betriebs» ergänzt werden sollte. Ziel war, ein möglichst vollkommenes Bild der landwirtschaftlichen Produktivität und Fortschritte auf den verschiedensten Gebieten der Landwirtschaft des Kantons St.Gallen aufzuzeigen.
Mittagessen für 2 Franken
Eintrittskarten kosteten 1 Franken für Erwachsene, ermässigter Eintritt am Samstag 29. September für Schulen in Begleitung der Lehrer 20 Rappen pro Schüler. Der Ausstellungskatalog kostete 50 Rappen, das Programm 10 Rappen. Jeden Tag gab es ein einfaches Mittagessen in der Festhütte für zwei Franken, inklusiv einer halben Flasche Wein. Ab 18.00 Uhr war der Eintritt auf den Festplatz und in die Festhütte gratis.
Mit Umzug!
Die Ausstellung war für das Publikum am Eröffnungssonntag ab halb zwölf Mittags nach Einzug des Festumzuges geöffnet, an den übrigen Tagen von 08.00 bis 18.00 Uhr. Bemerkenswert: Es gab also bereits einen Umzug!
Bankett – wie heute
Nach der Ankunft auf dem Festplatz folgte die Eröffnungsrede durch den Chef des Departements Landwirtschaft des Kantons und die Begrüssung durch den Vertreter des landwirtschaftlichen Vereins des Bezirks Gossau, anschliessend Gang der «Kommitierten» durch die Ausstellung und Bankett um 13.00 Uhr – eigentlich wie heute!
Landwirtschaftliche Ausstellung 1907
Direkte Vorläuferinnen
Die kantonalen landwirtschaftlichen Ausstellungen im 20. Jahrhundert, 1907 und 1927, aber insbesondere jene von 1941 und 1942 können als direkte Vorläuferinnen der OLMA betrachtet werden. Die landwirtschaftliche Ausstellung 1907 fand vom Freitag 20. bis Donnerstag 26. September auf der Kreuzbleiche in St.Gallen statt.
Finanziell erfolgreich
In sieben Tagen besuchten 110’000 Personen die Ausstellung, die auch finanziell ein Erfolg war, konnte doch ein Reingewinn von 50’000 Franken erzielt werden. 30’000 Franken wurden in eine Ausstellungsstiftung gelegt, die den Zweck hatte, die heimatliche Landwirtschaft zu fördern.
Landwirtschaft geprüft
Die Ausstellung bezweckte primär eine Leistungsprüfung der Landwirtschaft, um der Öffentlichkeit zu zeigen, welche Erfolge die verschiedenen Förderungsmassnahmen zeigten und generell, «was die st.gallische Landwirtschaft zu leisten bereit ist» (Botschaft des Regierungsrates des Kantons St.Gallen vom 25. Oktober 1905).
Standort Kreuzbleiche
Die Kreuzbleiche eigne sich hervorragend als Ausstellungsplatz. Kein anderer Ort im Kanton vermöchte dieselben Vorteile zu bieten; auch der Zeitpunkt im Herbst sei ideal. Offenbar war die Ausstellung ein voller Erfolg.
Landwirtschaftliche Ausstellung 1927
Hohe Gewinne
Die Ausstellung für Landwirtschaft, Gartenbau, Gewerbe, Industrie und Kunst fand vom 10. September bis 2. Oktober 1927 wieder auf der Kreuzbleiche St.Gallen statt. Das Organisationskomitee rechnete mit etwa 40’000 Ausstellungsbesuchern, in Wirklichkeit waren es aber 110’000, wovon allein 30’000 am Sonntag. Dies führte zu einem positiven Ergebnis von 50’000 Franken.
Mächtige Hallen
Die st.gallische Ausstellung 1927 sei seit der schweizerischen Landesausstellung von 1914 in Bern die Grösste dieser Art, hiess es. Die Vorarbeiten wurden mit «st.gallischer Gründlichkeit und Emsigkeit» an die Hand genommen, den Ausstellungsräumlichkeiten in Kaserne, Reithalle und Turnhallen die «grösste Aufmerksamkeit» geschenkt.
Heerschau st.gallischen Fleisses
Die Ausstellung sollte nicht primär Fest sein, «sondern eine achtungsfördernde Heerschau st.gallischer Arbeitssamkeit, st.gallischen Fleisses und Könnens und des Willens, sich trotz der schweren Krisenzeit nicht unterbringen zu lassen». Eine besondere Sehenswürdigkeit sei der grosse Festumzug, der am Sonntag 11. September ab 12.30 Uhr beginne. Erwartet wurden etwa 1200 Teilnehmer, 170 Pferde, 50 Fuhrwerke, 20 Autos. Der Umzug zeigte das St.Galler Volk bei der Arbeit, mit seinen Bräuchen und Trachten. Das Programm kostete 50 Rappen.
Landwirtschaftliche Ausstellungen 1941 und 1942
Vorkriegs-Atmosphäre spürbar
Die auf die Ausstellung von 1927 folgenden politisch und wirtschaftlich schwierigen 1930er Jahre erleichterten es wohl, auf eine weitere Landwirtschaftliche Ausstellung mit einem 10-jährigen Abstand zu verzichten. Ende der 1930er Jahre zeigten sich erste Versorgungsengpässe mit Lebensmitteln und in der Landwirtschaft. Der beginnende 2. Weltkrieg fokussierte die Anliegen der Landwirtschaft und der Landesversorgung in «brennender» Aktualität: «Mehr anbauen – oder hungern?», war die Frage.
Anbauschlacht
Landwirtschaftsspezialist und späterer Bundesrat Friedrich Traugott Wahlen entwickelte ab 1937 einen Anbauplan. Ziel war eine massive Erhöhung der Eigenproduktion und Ausweitung des Ackerbaus. So konnte die Anbaufläche schrittweise von 180’000 auf ca. 500’000 ha erhöht werden. Die Schweiz sollte ein Land der Selbstversorgung werden. Später waren trotzdem Rationierungsmassnahmen erforderlich.
Nahrung aus der eigenen Scholle
1941 einigten sich Stadt und Kanton St.Gallen, landwirtschaftliche Organisationen und weitere Interessengruppen darauf, gleichzeitig mit dem Herbstjahrmarkt eine weitere Landwirtschaftsausstellung in der Tonhalle St.Gallen zu initiieren und zwar zum Thema «Mehranbau». Ziel der Ausstellung vom 11. bis 23. Oktober 1941 in der St.Galler Tonhalle war, mit «gemeinsamer Anstrengung von Stadt und Land die Nahrungsproduktion aus der eigenen Scholle zu vermehren und zu stärken».
Neu im Schützengarten
Bereits ein Jahr später fand die nächste landwirtschaftliche Ausstellung unter derselben Leitung in allen Räumlichkeiten und im Hof des Kongresshauses Schützengarten vom 10. bis 21. Oktober statt. Hauptthemen waren Milchwirtschaft und Mehranbau in der Ostschweiz.
Mangelnder Publikumszuspruch
1942 wurden etwa 20’000 Ausstellungs-Besuchende gezählt. Die Ausgaben betrugen 61’400 Franken (gegenüber 68’500 im Jahr 1941), die Einnahmen weniger als 20’000 Franken. Über die Ausstellung von 1942 bestand Einigkeit – der Publikumszuspruch sei enttäuschend gewesen, die Thematik zu abstrakt und theoretisch dargestellt worden. Die Ausstellung konnte die Stadtbevölkerung nicht fesseln, und die Besucher von auswärts suchten mehr Entspannung als Belehrung. Das Thema «Mehranbau» habe seine Zugkraft verloren. Die Geschichte zu den Anfängen der OLMA ist im folgenden Kapitel zu lesen.